Was sind Messies?

Der Übergang von einer ordentlichen zu einer chaotischen Wohnung ist fliessend und abhängig von gesellschaftlichen Wertvorstellungen. Grosse Mengen an Gegenständen können in vielen Wohnungen beobachtet werden, aber sie erzeugen dort nicht die gleiche Beeinträchtigung wie beim Messie-Syndrom. Dieses wurde zuerst in der Selbsthilfebewegung der USA beschrieben. Danach führte die wissenschaftliche Forschung dazu, dass es im internationalen psychiatrischen Diagnosemanual DSM-5 unter dem Namen „Pathologisches Horten“ aufgenommen wurde. Dort werden folgende Merkmale beschrieben:

  • Sammeln oder kaufen von übermässig vielen Gegenständen, die nicht direkt benötigt werden und für die kein Platz vorhanden ist.

  • Grosse Probleme damit, Dinge fortzuwerfen oder wegzugeben, unabhängig vom materiellen Wert. Dies wäre mit einem unangenehmen Gefühl verbunden.

  • Die Ansammlung von Objekten überfüllt den eigenen Wohnbereich soweit, dass er nicht mehr wie vorgesehen benutzt werden kann.

  • Das Horten führt zu ausgeprägtem Leiden oder starken Beeinträchtigungen in sozialen, beruflichen oder anderen wichtigen Lebensbereichen.

  • Als Grund für das Aufbewahren der gesammelten Dinge werden ihr Nutzen, ihr ästhetischer Wert und ein sentimentaler Bezug dazu angegeben. Einige Personen fühlen sich für das Schicksal der Gegenstände verantwortlich und möchten nicht verschwenderisch sein.

  • Am häufigsten werden Zeitungen, Zeitschriften, alte Kleider, Taschen und Bücher gehortet. Es werden aber auch viele andere Dinge gesammelt wie digitale Medien (Downloads, Mails, Social Media etc.).

  • Die angehäuften Besitztümer werden teilweise ohne Ordnungssystem aufbewahrt. Dadurch kommt es vor, dass unter Stapeln von wertlosen Gegenständen auch wertvolle Sachen liegen.

Folgende Symptome beziehen sich auf Defizite bei der Organisation des Alltags und kommen häufig, aber nicht immer vor:

  • Entscheidungsschwierigkeiten und Perfektionismus

  • Vermeidungsverhalten und Aufschieben

  • Ablenkbarkeit

Die im DSM-5 beschriebenen Merkmale des pathologischen Hortens entsprechen weitgehend dem, was in der Fach- und Selbsthilfeliteratur als Messie-Syndrom bezeichnet wird. Die Problematik wird auch im ICD-11 als eigenständiges Störungsbild beschrieben.

Messies leiden oft unter weiteren psychischen Problemen und Begleiterkrankungen. So besteht gemäss DSM-5 bei fast der Hälfte zugleich eine Depression. Es bleibt allerdings ungeklärt, wie dieser enge Zusammenhang entsteht. So könnten die depressiven Symptome eine Folge der Probleme sein, unter denen sie leiden. Aber das Sammeln und die Defizite bei der Alltagsorganisation könnten umgekehrt auch eine Folge ihres depressiven Zustandes sein. Etwa 40 % von ihnen leiden gleichzeitig unter einer Angststörung und ungefähr 20 % berichten von Symptomen, die als Zwangsstörung oder ADHS im Erwachsenenalter diagnostiziert werden.

Es gibt keine landesweiten, repräsentativen Studien dazu, wie viele Personen vom Messie-Syndrom betroffen sind. Gemeindeerhebungen zeigen aber, dass ca. 2 bis 6 % der Bevölkerung in den USA und Europa darunter leiden. Es sind fast dreimal so oft ältere Personen (55 bis 94 Jahre) im Vergleich zu jüngeren (34 bis 44 Jahre) davon betroffen. Die Störung tritt bei Männern und Frauen ungefähr gleich häufig auf. Frauen neigen aber mehr dazu, Dinge übermässig stark zu kaufen als Männer.

Das Wort "Messie" stammt vom englischen Wort "mess" (Chaos, Unordnung).

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